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Beim Shopping gratis parken in Tuttlingen – bald auch in Rottweil?

Wer in Tuttlingen einkauft, soll dafür belohnt werden: Stadt, Handel und der örtliche Gewerbeverein führen dieses Jahr noch Parkgutscheine ein. Das teilte ein Sprecher der Stadt an der Donau mit. Geht das nicht auch in Rottweil? Shoppen und als Dank dafür gratis parken? Die NRWZ erfuhr: Die Zuständigen arbeiten bereits daran.

In Tuttlingen ist man stolz darauf, dass der durch die Stadt fließende Fluss auf seinem Weg von der Quelle bei Donaueschingen zur Mündung ins Schwarze Meer zahlreiche europäische Länder durchströmt. So gesehen verbindet die Donau Tuttlingen mit bedeutenden europäischen Metropolen wie Wien, Bratislava, Budapest und Belgrad. Außerdem nennt die Stadt sich „Weltzentrum der Lebensqualität“, was einem Tuttlinger überraschend locker von den Lippen geht. Und jetzt auch noch: gratis parken, wenn man Geld in den Kassen der örtlichen Händler lässt.

Unattraktiv?

Rottweil erlebt derweil eine recht hitzige Diskussion über die Parkgebühren. Auch, um das neue Parkhaus mit dem ebenfalls nicht gerade bescheidenen Namen „Stadtmitte Süd“ auszulasten, hat die Stadtverwaltung im Auftrag des Gemeinderats die Bewirtschaftungszeiten der Parkplätze in der Innenstadt ausgeweitet, auch auf das Wochenende (wir berichten unter anderem hier, hier und hier). Erst jüngst kam eine Besucherin der Stadt aus einer Kreisgemeinde zu dem Schluss: „Für mich wird Einkaufen oder auch kulturelle Veranstaltungen in Rottweil zu besuchen unattraktiv.“

Andere Töne aus der Nachbarstadt: „Wir wollen ein praktikables System einführen, das jeder nutzen kann“, äußerte sich einer städtischen Pressemitteilung zufolge der Tuttlinger Wirtschaftsförderer Martin Wycisk in der Sitzung des Technischen Ausschusses zuletzt. Et voilà: Wer in Tuttlingen einkauft, soll künftig eine Rückvergütung für Parkgebühren erhalten. Stadt und der Einzelhandelsverband Protut haben demnach ein Rückvergütungssystem entwickelt, das noch in diesem Jahr eingeführt wird. „Denkbar einfach“ solle es sein, heißt es weiter: Händler aus Tuttlingen würden künftig ihren Kunden Gutscheine mit QR-Codes ausgeben, die mit den Zahlsystemen in den Parkhäusern oder der Park-App EasyPark verrechnet werden können. Natürlich gibt es Einschränkungen: Noch nicht verwenden kann man die Gutscheine fürs Erste an den klassischen Parkautomaten. „Diese werden aber baldmöglichst nachgerüstet“, verspricht die Stadt.

Jeder Gutschein soll dabei einen Wert von einem Euro haben – und wie viele er ausgibt, kann jeder Händler selbst entscheiden. „So kann man also auch variieren, und bei großen Einkäufen mehr Gutscheine ausgeben als bei kleinen Umsätzen“, hat man sich in Tuttlingen überlegt. Die Gutscheine werden vom Handel bezahlt und über Protut bezogen. Der Gewerbe- und Handelsverein wiederum rechnet mit dem Parkhausbetreiber sowie der Firma EasyPark ab. Der Stadt entstehen demnach keine Extra-Kosten, sie wolle aber zusammen mit Protut das neue System entsprechend bewerben. „Wir wollen gezielt die Kunden der Innenstadt belohnen – und nicht generell das Parken billiger machen“, ergänzt der Tuttlinger Oberbürgermeister Michael Beck. Jetzt werde noch geprüft, ob die Gutscheine nicht auch im ÖPNV ein gesetzt werden könnten.

„Parkierungskostenbeteiligung“ – wohl bald auch in Rottweil

Schöne Sache, also, die eigentlich ja geringen, aber immer wieder als lästig empfundenen Parkgebühren zurückzuerstatten. Ginge das nicht auch in Rottweil? Der Stadt, von der manche sagen, sie würde durch die Verlängerung der Bewirtschaftungszeiten für die innenstadtnahen Parkplätze unattraktiver?

„Tatsächlich arbeitet Rottweil-aktiv (GHV), mit Wirtschaftsförderung und Citymanagement an einem Konzept zur Parkierungskostenbeteiligung für die Kundschaft in Rottweil“, antwortet der Einzel- und Modehändler Tobias Rützel im Namen des Gewerbe- und Handelsvereins Rottweil auf Nachfrage der NRWZ. Und er verspricht: „Hierzu dürfte es bald Näheres zu berichten geben.“

Auch die Stadtverwaltung Rottweil, die ja gerade erst die neue Parkverordnung umgesetzt hat, gibt sich offen für Veränderungen: „Derzeit erreichen uns verschiedentlich Anpassungsvorschläge. Technisch ist vieles möglich“, sagt dazu Tobias Hermann, Medienreferent im Rottweiler Rathaus und damit Pressesprecher. Er ergänzt: „Die Komplexität der Neuerungen (Neubau Parkhaus Stadtmitte Süd, Erwerb und Ertüchtigung Parkhaus Stadtmitte Nord, neuer Parkplatz beim Neuen Spital mit E-Ladestationen und Carsharing, schrankenlose Technik, neues Bewirtschaftungskonzept, App) macht die Umstellungen sehr anspruchsvoll und bindet derzeit viele Kapazitäten.“ Außerdem habe man bislang noch einen sehr kurzen Erfahrungshorizont von lediglich zwei Wochen. „Insofern beobachten wir selbstverständlich Entwicklungen – insbesondere in der näheren Umgebung – sehr aufmerksam“, verweist er auf die selbstbewusste Donaustadt.

Missmut

Händler Rützel macht derweil Missmut bei seinen Kundinnen und Kunden beim Thema Parkebühren aus. Zwar würden „manche Verständnis dafür aufbringen, dass die Parkgebühren moderat ansteigen“, der weit größere Teil äußere sich allerdings kritisch. „Gelobt wird, dass die Brezeltaste Bestand hat.“ Diese soll bekanntlich Kurzparkern entgegenkommen, etwa Leuten, die nur kurz eine Brezel beim Bäcker holen wollen und dafür das Auto gratis abstellen wollen. Eine halbe Stunde lang darf man das. (Die Fraktion SPD+FFR wollte das eigentlich beenden.) Wie Rützel auch beobachtet hat: „Die Anrainer des neuen Parkhauses (Markthalle) freuen sich über den nachlassenden Parkdruck im Gebiet.“

GHV-Mann Rützel aber stellt auch fest: „Keinerlei Verständnis bringen die Besucher dafür auf, dass sonntags und in den Abendstunden bezahlt werden muss. So, oder ähnlich äußern sich die Kollegen innerhalb Rottweil-aktiv unisono zu den Kundenfeedbacks.“




Peter Arnegger (gg)

… ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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